In einer neuen Publikation gehen Jürgen Maier und ich der Frage nach, ob und wie sich das Fernsehduell 2013 zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück auf ein mögliches „Economic Voting“ ausgewirkt hat – was tatsächlich auch der Fall gewesen ist. So hat es etwa dazu geführt, dass die wahrgenommene Verantwortung der Regierung für die eigene wirtschaftlichen Lage in stärkerem Maße davon abhing, wie diese Lage selbst bewertet wurde – gerade bei den Regierungsanhängern. Wenn sie ihre Lage als gut einschätzten, wirkte sich dies nach dem Duell stärker zugunsten der Kanzlerin aus als zuvor. An dieser Stelle also war die Kanzlerin durchaus erfolgreich. Zudem führte das Duell zu einer Normalisierung: Während nämlich vor dem Duell noch einige Effekte und Muster zu beobachten waren, die nicht im Einklang mit den theoretischen Erwartungen standen (so war etwa kein direkter Effekt der Wahrnehmung der allgemeinen Wirtschaftslage auf die Regierungszufriedenheit zu beobachten), so entsprach das Muster nach der Debatte deutlicher den Erwartungen. Das Duell als Großereignis hat offenkundig dazu geführt, diese Muster zu etablieren – was insgesamt zeigt, dass auch economic voting nichts „Natürliches“ ist, sondern konstruiert und etabliert werden muss, gerade auch im Umfeld von TV-Duellen.
Thorsten Faas, Jürgen Maier: Wahrnehmungen der Wirtschaftslage, Zuschreibungen von Verantwortung und die Auswirkungen auf das Wahlverhalten im Kontext der Fernsehdebatte Merkel-Steinbrück 2013, in: Heiko Giebler, Aiko Wagner (Hrsg.): Wirtschaft, Krise und Wahlverhalten, Baden-Baden: Nomos, S. 237–266.