Dass in „Wahlkampf“ das Wort „kämpfen“ steckt, hören wir derzeit täglich. Aber worum kämpfen die Parteien eigentlich? Einfache Antwort: Um unsere Stimmen. Das verlagert die Frage aber nur auf eine höhere Ebene, nämlich: Wie machen sie das? Sie kämpfen letztlich um die Spitzenplätze auf der politischen Agenda.
Salienz-Theorie des Parteienwettbewerbs
Vereinfacht ausgedrückt gilt im Wahlkampf: Wer mit seinen Schokoladen-Themen durchdringt, der ist gut unterwegs auf dem Weg zu einem guten Wahlergebnis. Die Salienz-Theorie des Parteienwettbewerbs etwa sagt, dass sich Parteien vor allem darin unterscheiden, wie intensiv sie über verschiedene Themen sprechen. Klassisches Beispiel: Eine sozialdemokratische Partei würde demnach vor allem über soziale Gerechtigkeit sprechen – und zwar letztlich in der Hoffnung, so auch die öffentliche Agenda zu prägen („Agenda-Setting“) und so wiederum das Wahlergebnis am Ende in ihrem Sinne zu prägen, denn auf diesem Themenfeld gilt die Partei als kompetent. Um das zu bewerkstelligen, hat eine Partei verschiedene Instrumente in der Hand, das Vorstellen von Wahlprogrammen etwa oder das Abhalten von Veranstaltungen. Aber vielleicht redet sie auch gar nicht über Themen, sondern rückt ihr politisches Personal in den Vordergrund. Oder zumindest beides als attraktives Paket.
Externe Schocks
Allerdings haben die Parteien nicht die volle Kontrolle über die Agenda. Zuweilen prägen Themen die politische Agenda, zu denen sich alle politischen Parteien äußern und positionieren müssen, gerade in Wahlkampfzeiten – Naturkatastrophen etwa. Ökonomen würden von „externen Schocks“ sprechen. Und noch dazu stehen die Parteien in einem Wettbewerb zueinander, so dass man auch davon ausgehen kann, dass Parteien zuweilen auch übereinander sprechen… manche mehr als andere.
Parteien, Twitter, Wortwolken
Soweit die graue Theorie. Wir wollen das Kommunikationsverhalten der Parteien im Wahlkampf 2017 genauer unter die Lupe nehmen. Wir nutzen dazu die Twitter-Accounts der Parteien und sammeln alle Tweets, die die Parteien darüber absetzen. Die Tweets unterliegen der vollen Kontrolle der Partei, ihre kommunikativen Schwerpunkte sollten sich hier also klar zeigen. Diese Tweets (einschließlich Retweets) verdichten wir Woche für Woche zu so genannten Wordclouds, „Wortwolken“.
Für die Union in der Woche vom 14. bis zum 20. August sieht das dann so aus:
141 Tweets (und Retweets!) wurden über den Account abgesetzt. Diese Tweets haben wir gesammelt, in ihre Textbestandteile zerlegt und anschließend mit Blick auf die Häufigkeit einzelner Wörter analysiert. Dabei werden auch Namensnennungen (@Name) im Text eines Tweets als Wörter gezählt. Ebenso werden hashtags (#hashtag) als reguläre Wörter behandelt, wobei in beiden Fällen der Indikator (@ bzw. #) entfernt werden. Die Wortwolken zeigen schließlich die am häufigsten verwendeten Wörter grafisch darstellt: Je größer (und zentraler) das Wort in der Wolke, desto häufiger kam es in den Tweets vor. Dargestellt werden alle Wörter, die mindestens zwei Mal innerhalb einer Woche genutzt wurden (ausgeschlossen werden dabei Artikel etc.).
Die folgenden Grafiken zeigen, wie sich diese Wortwolken für die einzelnen Parteien, aber auch über alle Parteien hinweg in den vergangenen Wochen des Wahlkampfs entwickelt haben. Und wir bleiben bis zum Wahltag hier am Ball!